Ich bin gerade mit einer Gruppe von Leuten unterwegs, da heißt es immer mal: Das ist mir zu verkopft.
Meine erste Reaktion darauf ist oft innere Ablehnung. Ich bin stolz auf meinen Kopf. Mein Kopf ist meine feste Burg. Sprache ist meine Heimat. Mein Lieblingswitz geht so. Ich war mal richtig gut im Lösen von hyperkomplexen Differentialgleichungen. Und wenn dann jemand sagt: Das ist mir zu verkopft – dann höre ich an schlechten Tagen: Du bist falsch und ich bin richtig, du darfst nicht kopfen. Nur Mystik, Körpererfahrung, Schamanismus und Kreistänze sind das Wahre. Und ich fühle mich schwach und nackt ohne meinen Kopf. Er gibt mir Sicherheit.
An guten Tagen fallen mir meine eigenen Kopfgrenzen ein, wie ich damals das Lebesgue-Integral nicht begriffen habe, der Frust eine Schachposition oder einen Quelltext nicht zu überblicken. Und mir fallen Leute ein, die wunderbare Menschen sind, obwohl sie keine Sätze verstehen in denen ein Genitiv vorkommt, für die Prozentrechnung ein Buch mit 7 Siegeln ist. Dann höre ich: Das ist mir zu verkopft. Ich kann dich so nicht verstehen, lass uns nach einem anderen Weg suchen, in Verbindung zu gelangen.