Pinakarri feiern

27. Februar 2016

Dragon Dreaming mit Linda Moritz in Quetz. Pinakarri, das intensive Zuhören als Feiern. Ach, das war eine schöne neue Sichtweise für mich. Das Zuhören, das Sich-dem-Gegenüber-Zuwenden nicht als Mittel zum Zweck sondern als Feier, als Celebration.

Überhaupt Feiern. Wenig hinterfragter Begriff. Was das Dragon Dreaming da anbietet, hört sich für mich viel erhabener und sympathischer an als versoffene Partyfröhlichkeit. Im DragonDreamingKreis steht unter Feiern: Weisheit erlangen, neue Fähigkeiten, Ergebnisse transformieren.

DragonDreaming


Kreistänze LevelUp

20. August 2015

Drei Tage GfK-Sommerlabor.

  • Am Morgen wollte jemand zu Beginn Tanzen. Spirituelle Musik. Manche hüpften von Null auf Hundert ekstatisch herum. Manche standen rhythmisch schwankend da. Andere blieben sitzen. Manche hatten die Augen offen, manche geschlossen.
  • Das Abschlussritual bestand in folgender Übung: Alle reichten sich kreuz und quer die Hände, ein paar Füße waren auch dabei. Nun bestand die Aufgabe darin, Händepaare zu lösen und möglichst schnell wieder neue Anschlussstellen zu finden. Ein chaotisch/harmonisch sich umeinander windender Menschenhaufen entstand.

Für mich waren diese beiden Rituale sehr stimmig. Ich fühlte mich geborgen und in Verbindung mit den anderen im Raum. Viel mehr als beim gemeinsamen Händchenhalten (auch ganz nett) oder bei Kreistänzen, die bei vorangegangenen Veranstaltungen vielen TN sehr angenehm erschienen.

Gemeinschaft in Vielfalt. Von Isolation und Feindschaft über harmonische Kuschelgemeinschaft zu etwas Neuem. Schöne Grüße von Hegels Einheit und Kampf der Gegensätze und dem Tetralemma.

Ein Kenner der Szene, dem ich davon erzählte, meinte, GfK wird erwachsen.


Unterschied und Ähnlichkeit

12. Mai 2014

An so einer Kassenschlange standen unterschiedliche Frauen. Sie unterschieden sich in Alter, Leibesfülle, Styling,… Mir kamen die 7 Lebensalter des Weibes in den Sinn. Da standen diese Menschen in einer Reihe – so unterschiedlich und so gleich.

Und es schoss mir durch den Kopf: Zu jedem dieser Menschen gehörte eine ganz persönliche Wolke von Gedanken – feste Glaubenssätze, Erinnerungen, flüchtige Ideen. Mir erschien diese Wolke wie ein zusätzliches Merkmal, je eine andere zusätzliche Konstruktion um den Kopf. So unterschiedlich und so gleich.

Für einen Moment durchwaberten mich Frieden und Liebe mit den Menschen.

Dann musste ich bezahlen und Auskunft geben, ob ich Treuepunkte sammeln möchte.


Körperwelten

24. März 2014

in Dresden. Ich stand lange vor Exponaten wie dem Denker. Ich sah die Komplexität der Knochen, Muskeln, Blutgefäße, Nerven. Einmal hieß die Ausstellung treffend: „Our Body: The Universe Within.“ Unsere Haut verdeckt diese Komplexität. Und die Art, wie wir in groben Begriffen denken, verstärkt diesen Effekt. Mein grobes anatomisches Wissen überträgt sich auf meine Körperwahrnehmung. Natürlich kann ich in den Wald gehen und die Baumkronen betrachten oder allerlei kosmische Strukturen. Und dann staune ich über die Vielfalt der Schöpfung; dann sehe ich meinen Körper von außen und seine Komplexität ist verborgen. Aber in der Ausstellung stand ich vor meinem Ebenbild und die Kontemplation über den eigenen Körper hatte spürbare Wirkungen, ähnlich wie nach exzessivem GfK-Konsum: Bei meinen Yoga-Verrenkungen am Abend konnte ich wesentlich genauer auf meinen Körper achten und wenn ich Muße genug habe und sehe einen anderen Menschen sich bewegen, gelingt mir manchmal so etwas wie Körperempathie.

noch ein Bericht aus Bochum


Aas eh

5. Juli 2013

Ich genieße die Art, wie Radfahrer und Fußgänger oft miteinander umgehen. Die kurzen Blicke, um sich zu verständigen. Die Komik, die entsteht, bei diesem Links-Rechts-Zucken bis klar ist, wie man umeinander herum kommt. Das erleichterte Lächeln, wenn es nach einer gefährlichen Situation doch nicht zum Crash gekommen ist. Wortloser Dank für das Einhalten von §1 StVO.

Letztens manövrierte ich vorsichtig hinter zwei Fußgängern entlang, die über die Straße wollten, die dann aber doch wieder zurück wollten. Als sie rückwärts gehen wollten, erschraken sie, weil ich unbemerkt genau hinter ihnen fuhr. Ich erntete ein: „Arh eh! Aas eh! Gucke hin eh!“ Nach ihrem Erschrecken also ein sofortiges Umschalten in einen Modus absoluter Aggression.

Das ist es wohl was gemeint ist, wenn „wir“ sagen, Gewaltfreiheit sei eine Haltung. Was schießt jemandem als erstes durch den Kopf, wenn etwas unerwartetes passiert: Angst & Aggression oder etwas, dass dem Leben vertraut.


Der vierte Weg

15. Mai 2013

Wir reden über Konflikte. Der eine sagt: „Bei Angriff gibt es es nur drei uralte Reaktionsmöglichkeiten: Verteidigung-Totstellen-Flucht.“ Kommt der Einwand: „Und was ist mit Empathie?“

Ist wohl tatsächlich was qualitativ anderes. In den drei Standardreaktionen steckt schon die Interpretation drin, dass es sich bei dem, was mir da geschieht, um einen Angriff handelt.


Empathische Halluzinationen

8. November 2011

Stoned von einem GfK-Seminar in der Menge eines vollen Hauptbahnhofs. Das Hirn durch allerlei Dialogübungen und intensive Gespräche im empathischen Ausnahmezustand. Dazu gab es vorher noch Hegel mit seinem: „Das Wahre ist das Ganze, der Widerspruch.“

Plötzlich war ich von der Vorstellung durchflutet, dass ich mich nicht wie eine Billardkugel, Teilchen oder Einzelsubjekt durch die Menschenmenge bewegte sondern ich sah beziehungsweise spürte ein zusammengesetztes Feld aus Einzelschwingungen.   So etwas wie Welle-Teilchen-Dualismus: Wolfsteilchenmodus – klare Grenzen, wahre und falsche Urteile, getrennte Einzelmenschen. Giraffenwellenmodus – empathische Überlagerung von Feldern, unmöglich den Einzelnen ohne die anderen zu denken.

Es gab ein physisch spürbares Umschalten zwischen zwei Zuständen: dieser ungewöhnliche Zustand der dialektischen Selbstaufhebung in der Menge und die ganz prosaische Einzelsubjektwerdung, wenn ich an einem Imbissstand überlegte, ob ich wohl was essen sollte. Aber ich war so berauscht von meinen Selbstauflösungswahrnehmungen, dass sich es verzog, weiter in/mit der Menge zu schwingen. Verstörend angenehm das Ganze.

Mit etwas Abstand stelle ich mir die Sache so vor. Ähnlich wie nach der GfK-Freizeit war der Bewertungsautomatismus zwischenzeitlich ausgeschaltet. Und ich war eine Weile tatsächlich in der Lage die Menschen um mich herum mit zärtlichem Interesse nur anzuschauen – ohne sie sofort in Schubladen zu packen.


Vernetzung

27. Juni 2011

Da war ich zu so einem Philosophiedings und da gab es zwei Workshops:

Ach das war schön, Kohärenz fördernd. Ich war so froh über so kleine Fäden zwischen den unterschiedlichen Lagern: Hardcorewissenschaftlern, Politaktivisten und Ökofuzzipsychos.


Wenn die Polizei bittet

2. Mai 2011

Da waren wir als „zumeist linke Gegendemonstranten“ unterwegs. Wenn wir an einer Stelle waren, von der die Polizei meinte, wir sollten dort nicht sein, dann sagten die Beamten soetwas wie: „Bitte gehen Sie auf die andere Straßenseite.“ Da wir einen Anflug gelben Aggressionspotentials hatten, kamen wir diesen Bitten nur langsam nach und ließen uns einigermaßen sanft  in das Zielgebiet schubsen. Darauf die Konkretisierung der Staatsmacht: „Wir haben ‚Bitte‘ gesagt, aber wir können auch anders.“

Da die Verwendung des Schlüsselwortes „Bitte“ nur selten GFK-konform erfolgt, habe ich mir angewöhnt, besonders im Umgang mit Schülern, jeweils genauer zu erklären, was ich meine. Also entweder: „Das ist eine echte Bitte, Sie dürfen auch ‚Nein‘ sagen.“ Oder: „Naja, das ist jetzt eigentlich keine Bitte, Sie sollen jetzt einfach machen, was ich gesagt habe.“


Analytische Kopfkinobeschreibung

13. August 2010

meiner GfK-Freizeit

Phase 1. Sonntag bis Dienstag-Nachmittag. Ich bin stolz auf mich. Genieße die Leichtigkeit, mit der ich mich einleben kann. Vertraute Gesichter, bekannter Ort, vertrautes Massenkochen in der Küche, vertrautes Essen. Ich genieße die Freiheit zu sprechen oder zu schweigen. Entspannt und heiter.
Phase 2. ca. Dienstag bis Mittwoch. Ärger. Zorn. Rastlose Wolfsshow gegen alles und jeden. In meinem Kopf häufen sich Berge von analytischen Gedanken, ich stelle Theorien auf, warum wer heulend in der Ecke sitzt. Ich muss Joggen gehen, wilden Punk hören. Das spannende ist: Ich kann mich nicht mehr klar erinnern. Ich weiß noch, dass mich das Radschlagen von so einem tollen Super-GfK-Kind beim Abendkreis wütend/neidisch/traurig gemacht hat, dass ich am Stillen Tisch saß, weil ich keine Kraft und keine Lust hatte mit irgendjemand zu sprechen.
Phase 3. ca. Mittwoch bis Samstag. Konzentration – aber in Frieden. Ich atme häufig sehr bewusst, lasse den Atem an meinen Nasenwänden vorbeistreichen, tief in den Bauch. Mir scheint als hätte sich eine kleine zeitliche Lücke zwischen Beobachtung und aufkommendem Gefühl aufgetan, zwischen aufkommenden Gefühl und Handlungsimpuls. Ich beginne die langen Blickkontakte und Berührungen zu genießen und selbst zu initiieren.
Phase 4 ab Samstag. Konzentration und Frieden sind geblieben. Ich bin noch immer voll in meiner Kraft. Aber ich habe schon Abschied genommen, teile nicht die melancholische Abschiedsstimmung mancher junger Frauen. Ich habe das erste Mal Null Angst vor der Rückkehr in die Realität.
Phase 5. Danach. Diese Phase dauerte drei Tage an. Aber es gab keinen depressiven Absturz, wie ich ihn ein paar Mal nach Seminaren erlebte. Es war nur so, dass sich diese zeitliche Lücke zwischen Beobachtung/Gefühl/Handlungsimpuls wieder immer mehr schloss.