Sprach ein TN: „Und dann machen wir noch eine kraftvolle Übung im Sinne von: Wir Männer halten zusammen.“
Meine Augen verleiern sich bis zum Anschlag, ich möchte laut rülpsen können. Meine Wölfe raunen von der Konstruiertheit des Geschlechts. Meine kritischen Propheten von Adorno bis Watzlawick verweigern mir Bedürfnisbefriedigung durch Wir-Männer-Kult. Und natürlich haben sie Recht. Die Erde ist keine Scheibe. Zu viel Alkohol zerfrisst die Leber. Arier sind eine rassistische Fiktion. Geschlecht ist ein soziales Konstrukt.
Und doch auch Neid und Traurigkeit. So einfach sich in vorgefertigte Rollen einzukuscheln. 1000 einfache Strategien, diese mir eingebrannten Bedürfnisse zu befriedigen, die mich zwingen mit anderen Menschen zu interagieren: Mit bunten Schals im Fußballstadion, mit schwarz-roten Fahnen und Pflastersteinen gegen Nazis, mit frommen Gesängen beim hélènischen Kreistanz, mit dem Bierglas am Tresen, mit einer kraftvollen Übung im Sinne von: Wir Männer halten zusammen. Irgend etwas hält mich ab davon, mich gemeinschaftstrunken auf solche Rituale einzulassen.
Mann sein…
biologisch bin ich ein Mann – und warum sollte das keine Auswirkungen auf mich als Person haben? So, wie die Existenz meines Vorderhirnlappens auch Auswirkungen hat. Doch welche sind es? Und sind sie wichtig?
Lange habe ich versucht, das Drängende, das Zupackende, das Ab- und Ausschweifende meiner Sexualität zu leugnen, zu verurteilen, wegzudrücken. (Ken Wilber spricht – überzeichnet – von „kill it or fuck it“ als grundlegendem männlichen Verhaltensmuster vor aller Sozialisation). Wenn ich das akzeptieren kannn als Teil meiner biologischen Verfasstheit, entspannt mich das erst mal. Das bedeutet nicht, dass ich mich in meinem Handeln davon bestimmen lasse. Aber ich muss nicht mehr dagegen ankämpfen, sondern kann es da sein lassen und dann entscheiden, ob und wie ich es ausdrücken will.
Dann ist da noch der Körper, meine Muskeln, mein Kraft, die Männergeschichten von Mut und Wagnis – sind sie auch in mir präsent und beeinflussen sie mich? Mal hinhören….
Ein Beispiel einer Pavianherde zeigt, dass das so eine Sache ist, mit dem „vor aller Sozialisation“: http://www.upworthy.com/something-fascinating-happened-after-these-male-baboons-died-men-should-keep-this-in-mind?c=reccon3
Und wie ist das mit Transgender?